Peking: Eine Liebe auf den zweiten Blick
Über die chinesische Mauer spazieren, den Sommerpalast auf den Spuren der Kaiser erkunden oder leckeres Streetfood in versteckten Gassen genießen – Peking ist immer eine Reise wert. Bloggerin Franziska nimmt euch mit auf ihre Reise nach China.
Peking und ich – hier von Liebe auf den ersten Blick zu sprechen, wäre ziemlich dreist gelogen. Und ich stelle an dieser Stelle einmal die kühne Behauptung auf, dass es den meisten Reisenden so gehen dürfte. Doch manchmal funkt es eben auch auf den zweiten Blick und man muss sich erst besser kennen lernen, um die Vorzüge des anderen zu entdecken.
Peking beherbergt Chinas größte kulturelle Schätze
Peking ist laut und nervenaufreibend. Eine Smoghölle mit viel zu viel Verkehr, viel zu vielen Eindrücken und viel zu vielen Menschen. Warum in aller Welt sollte man hier also seinen Urlaub verbringen? Die Antwort ist ganz einfach: Weil man die kulturelle Hochburg China mit all ihren Eigenheiten nirgends so eindrücklich erleben kann wie in der Hauptstadt. Peking ist nicht nur das politische sondern auch das kulturelle Zentrum im Reich der Mitte. Wer sich für dessen Vergangenheit interessiert, kann hier über 3.000 Jahre Historie hautnah erleben. Von Jahrtausende alten Dynastien bis hin zur Gründung der Volksrepublik gibt es kaum ein Land, das eine spannendere Geschichte zu erzählen hat.
Peking ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert – auch im Winter.
Die Verbotene Stadt – das Herz der Metropole
Im Zentrum von Peking liegt die Verbotene Stadt, um die sich ringförmig die Metropole erstreckt. Der alte Kaiserpalast Gugong verteilt sich auf stolze 72 Hektar Fläche und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Er wurde 1420 bezogen und galt bis 1911 als Machtzentrum Chinas. Erst 1924 wurde der letzte Herrscher gezwungen, den Palast zu verlassen. Kurze Zeit später eröffnete das Palastmuseum und das Volk hatte erstmals Zutritt zu der Anlage.
Kurz gesagt: Die Verbotene Stadt war nicht länger verboten. Wie fast alle öffentlichen Plätze in China war auch die Verbotene Stadt über Jahre hinweg hoffnungslos überlaufen. 2015 führte die Regierung deshalb eine Obergrenze von 80.000 Besuchern pro Tag ein. Wer den alten Kaiserpalast heute besichtigen möchte, muss sich deshalb online oder im Hotel ein Ticket besorgen und seinen Reisepass registrieren.
Chinesen lieben ihre Parks und Gärten
Dass Peking viel mehr als nur ein Betondschungel ist, zeigen die vielen Parks und Grünanlagen in der Stadt. Zu den schönsten zählt der 23 Hektar große Jingshan Park, der nördlich über der Verbotenen Stadt liegt. Früher spazierten hier die Kaiser der Yuan-, Ming- und Qing-Dynastien entlang. Heute ist der Park offen für alle, die dem Trubel der Stadt für ein paar Stunden entkommen möchten. Zu den Hotspots gehört der Jingshan Hügel, der einen atemberaubenden Blick über die Verbotene Stadt bietet.
Der Jingshan Hügel bietet einen tollen Blick auf die Verbotene Stadt.
Wer einen typischen chinesischen Garten sehen möchte, sollte dem Beihai Park einen Besuch abstatten. Er liegt nordwestlich von der Verbotenen Stadt und wurde 1179 vom Jin-Kaiser Shizong errichtet. In der Parkmitte liegt Pekings größter und schönster See, der Beihai-See. Wer möchte, kann sich hier ein Ruderboot mieten und ein bisschen paddeln gehen – eine der Lieblingsbeschäftigungen der Einheimischen am Wochenende.
Auf den Spuren der Kaiser: Der Sommerpalast
Die vielleicht schönste Kulisse, um in Peking auf den Spuren der alten Kaiser zu wandeln, ist der Neue Sommerpalast, der einst ein Geschenk des Qianlong-Kaisers an seine Mutter war. Obwohl die Anlage in der Vergangenheit immer wieder zerstört wurde und neu aufgebaut werden musste, ist sie wirklich beeindruckend und gehört seit 1998 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Wer den Neuen Sommerpalast besucht, sollte viel Zeit mitbringen. Von Tempeln über Gärten bis hin zu Ausstellungen gibt es so viel zu entdecken, dass der Tag wie im Flug vergeht. Ein Muss ist im Sommer der Besuch der Insel Nanhu Dao, die entweder per Boot oder über die berühmte Siebzehn-Bogen-Brücke erreicht werden kann. Mittags lohnt sich eine kleine Rast in einem der Restaurants und Teehäuser, die traditionelle chinesische Speisen anbieten und einen Einblick in die landestypische Teekultur geben.
Die Chinesische Mauer – ein Weltwunder vor den Toren Pekings
Über 20.000 Kilometer ist sie lang und aus über 43.000 Einzelobjekten und Standorten zusammengesetzt. Sie zählt zu den sieben neuen Weltwundern und diente ursprünglich zum Schutz der Grenzen und der Bevölkerung vor Raubüberfällen und Angriffen. Die Rede ist von der Chinesischen Mauer, deren Bau schon im 7. Jahrhundert v. Chr. begann.
Es gibt verschiedene Mauerabschnitte, die Reisende von Peking aus besuchen können. Zu den beliebtesten und schönsten gehört Mutianyu, was übersetzt etwa „Tal der schönen Felder“ bedeutet. Mutianyu ist der längste, voll restaurierte Abschnitt der Mauer und verbindet die Abteilungen Jiankou im Osten und Baima Pass im Westen.
Mutianyu ist vor allem wegen seiner spektakulären Aussichten bekannt – 23 Aussichtstürme bieten an klaren Tagen eine atemberaubende Sicht auf die scheinbar endlose Mauer und die umliegenden Landschaften. Nach oben geht es mit der Gondel und wer möchte, kann bei gutem Wetter über die Sommerrodelbahn wieder nach unten fahren.
Es fühlt sich fast ein bisschen surreal an, über die Chinesische Mauer zu spazieren. Während man von Turm zu Turm geht, hat man das Gefühl, eine Reise durch die Zeit zu unternehmen. Denn seit Baubeginn wurde die Mauer immer wieder erweitert und neue Abschnitte hinzugefügt. Abgeschlossen wurde der Bau erst in der Ming-Dynastie im 17. Jahrhundert, sodass die Chinesische Mauer über 2.000 Jahre lang einem ständigem Wandel unterlag.
Die chinesische Küche ist immer eine Reise wert
Eine weitere Möglichkeit, ganz tief in die chinesische Kultur einzutauchen, führt über die Landesküche. Die ist alles andere als homogen und wird stattdessen in verschiedene Regionalküchen eingeteilt. Eine davon ist die nordchinesische Peking-Küche, die unter anderem Einflüsse von der Mongolei und Shandong beinhaltet. In Peking gibt es zum einen die einfache nordchinesische Alltagsküche, die auf der Ausschöpfung aller verfügbaren Nahrungsquellen basiert. Das hat den Grund, dass es in der klimatisch rauen Region immer wieder zu Missernten und Hungersnöten kam. Auf der anderen Seite steht die Mandarin-Küche, die als gehobene Küche des Herrscherhauses gilt. Zu den typischen Gerichten im Norden Chinas gehören Nudelsuppen und gefüllte Teigklöße in verschiedenen Größen. Das wohl bekannteste Gericht in Peking ist die Pekingente, für die eigens Enten gemästet und sehr aufwendig zubereitet werden. In der gehobenen Mandarin-Küche sind vor allem die Acht Köstlichkeiten beliebt, zu denen unter anderem Fisch, Gemüse, Huhn und Ente gehören.
Die leckersten Orte Pekings
Mein liebster Streetfood Markt ist die Wangfujing Snack Street – ein Nachtmarkt südlich vom Haoyou Department Store im Dongcheng District. Weil hier relativ viele Expats und Touristen unterwegs sind, sprechen viele Standbetreiber Englisch. So kann man auch mal nachfragen, was man da eigentlich isst und bekommt auch als Vegetarier Alternativen angeboten. Für China-Einsteiger und vor allem für Vegetarier/Veganer ist das Black Sesame Kitchen Restaurant eine super Adresse. Hier gibt es authentisches, chinesisches Essen und ebenfalls englischsprachiges Personal.
Die Hutongs von Peking – eine Reise in die Vergangenheit
Traditionelle und günstige Restaurants mit kleinen Garküchen findet man oft in den Hutongs. Das sind die engen Gassen, die in der Altstadt von Peking noch immer erhalten sind. Hutongs findet man vor allem rund um die Verbotene Stadt, da sie früher von höheren Beamten und Angehörigen der kaiserlichen Familie bewohnt wurden. Viele Jahrhunderte lang spielte sich in den Innenhöfen ein großer Teil des öffentlichen Lebens ab – inklusive Kochen, Essen und Wäsche waschen. Heute sind die dicht aneinandergereihten Wohnhäuser in traditioneller Bauweise zum Teil restauriert und es macht richtig viel Spaß, die verschlungenen Wege zu erkunden.
Es macht richtig Spaß, durch die verschlungenen Hutongs zu streifen.
Hipsterkultur und Shoppinghimmel: Pekings moderne Seite
Last but not least hat Peking natürlich auch eine moderne Seite, die es zu erkunden gilt. Da wären zum Beispiel die gigantischen Shoppingmalls, das wilde Nachtleben und die luxuriösen Spas, die Chinas Hauptstadt in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Einen Besuch wert ist definitiv Sanlitun mit seiner „Bar Street“ und dem futuristischen Einkaufszentrum Taikoo Li. Die beste Adresse zum Shoppen ist der Hongqiao Market (Pearl Market). Von Elektronik und Uhren über Seidenprodukte, Kleidung und Kunst gibt es hier nichts, was es nicht gibt.
Die chinesische Kultur hautnah erleben – Peking lohnt sich
Peking gehört mit Sicherheit nicht zu den üblichen Verdächtigen, wenn es um einen Städtetrip geht. Trotzdem lohnt es sich, ein paar Tage länger in der chinesischen Hauptstadt einzuplanen. Denn wenn man hinter die Kulissen schaut, gibt es wahnsinnig viel schönes, spannendes und oft auch skurriles zu sehen und zu erleben. Wer sich für Geschichte und Kultur interessiert, findet kaum ein besseres Reiseziel und oft ist es doch die Liebe auf den zweiten Blick, die am Ende ein Leben lang hält.
Weitere Tipps und Infos für eine Reise nach Peking
- Alle Sehenswürdigkeiten sind mit öffentlichen Transportmitteln super zu erreichen – vor Ort kann man sich wenn man möchte immer einen englischsprachigen Guide buchen.
- Mit dem Anbieter Tour Beijing habe ich eine Hutong-Tour mitgemacht, die ich sehr empfehlen kann. Auf der Seite gibt es auch Touren zur Mauer, zur Verbotenen Stadt etc.
- Auch an die Chinesische Mauer kommt man mit Öffentlichen. Alternativ kann man sich auch immer im Hotel einen Fahrer buchen. Die haben immer einige an der Hand, die auch kurzfristig Zeit haben.
- Viele Infos rund um Peking bekommt man auch auf der Seite des Tourismusverband.
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