Irgendwann wird jeder dem Charme der Hauptstadt Litauens verfallen: Spätestens, wenn Vilnius zur kalten Jahreszeit eine ordentliche Portion Winterzauber versprüht. Ich habe während meines Winter-Getaway die schönsten Orte der Kulturhauptstadt Litauens erkundet und verrate euch in diesem Beitrag meine Vilnius Geheimtipps.

Als „Rom des Ostens“ ist Vilnius bekannt. Den Spitznamen verdankt die litauische Hauptstadt insbesondere ihren rund 50 Kirchen, die sich im Stadtzentrum verteilen. Viele der Gotteshäuser sind im barocken Stil erbaut. Als eine der wenigen Ausnahmen leuchtet euch die Kirche St. Anna als Meisterwerk der Spätgotik schon von Weitem mit ihrer kupferroten Backsteinfassade entgegen.

Bei einem Spaziergang durch die von der UNESCO zum Weltkulturerbe gekürte Altstadt landet ihr früher oder später auf dem ältesten und wichtigsten Platz der Stadt, dem Kathedralenplatz. In klassizistischem Gewand liegt hier die von Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Kathedrale St. Stanislaus, in der sich die frühbarocke Kapelle des Heiligen Kasimir verbirgt. Gleich neben der Kathedrale ragt der frei stehende und für die Öffentlichkeit zugängliche Glockenturm gen Himmel.

Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Vilnius zählt außerdem das Tor der Morgenröte. Im 16. Jahrhundert errichtete man eine Schutzmauer um die Altstadt, durch die neun Tore führten. Als einziges von ihnen ist heute noch das Tor der Morgenröte erhalten. Auch hier gibt es eine hübsche Kapelle im Inneren zu entdecken, samt einem Bild der Heiligen Jungfrau Maria, das zu den bekanntesten Renaissance-Malereien in Litauen zählt.

Über den Dächern der Stadt erhebt sich der Gediminas-Turm als einzig erhaltener Festungsturm der Oberen Burg. Als scheine er die Einwohner noch heute zu behüten, thront er über Vilnius. Im Turm selbst erfahrt ihr bei einer Ausstellung Interessantes über Geschichte und Ereignisse in Litauen. Hinauf auf den Berg kommt ihr entweder mit einer Standseilbahn oder zu Fuß. Der Weg lohnt in jedem Fall, schon wegen der fantastischen Aussicht, die sich euch hier oben offenbart.

Am Rande der Altstadt überrascht Vilnius mit einem ganzen Viertel voller alternativer Kunst, das außerdem als die kleinste Republik der Welt gilt. Denn am 1. April 1997 riefen Einwohner von Uzupis die Unabhängigkeit aus. Zwar wird Uzupis nirgendwo als Republik anerkannt, trotzdem herrschen hier ganz eigene Gesetze. So wird zum Beispiel auf jegliche Gewaltausübung verzichtet und jeder hat das Recht, glücklich zu sein, genauso wie unglücklich zu sein, denn das wiederum besagt der darauffolgende Artikel der Verfassung.
Einst war Uzupis, was auf Deutsch „jenseits des Flusses“ bedeutet, einer der ärmsten Orte von Vilnius. Die Nähe zur Kunstakademie machte den Bezirk später für Künstler und Intellektuelle interessant. Als das Viertel in den 1990ern mit seinem kriminellen Ruf kämpfte, wollten die Bewohner Romas Lileikis und Tomas Čepaitis Uzupis eine neue Identität verleihen und setzten kurzerhand eine Verfassung auf – halb ernst, halb scherzhaft, aber mit großer Wirkung.

Eine kleine Brücke, an deren eisernem Geländer Liebesschlösser baumeln, führt über den für die Stadt namensgebenden Fluss Vilnia mitten hinein in den alternativen Bezirk. Viel Streetart und Kunstinstallationen gibt es hier zu bestaunen wie die kleine Meerjungfrau, die sich in einer Mauernische bei der Schicksalsschaukel niedergelassen hat.
Voller Geschichten und kleiner Dinge steckt das Tourismus- und Informationszentrum von Uzupis. Wenn du also auf der Suche nach einem Souvenir bist, das du aus Litauen mitbringen möchtest, wirst du hier sicher fündig. Beliebte essbare Mitbringsel aus dem Baltikstaat sind übrigens das typische Dessert Šakotis, Honig, Eichelkaffee oder Beerenwein.

Während eures Abstechers nach Uzupis solltet ihr auch dem Jonas-Mekas-Zentrum für visuelle Künste einen Besuch abstatten und außerdem nicht verpassen, in den Werkstätten von Uzupis Künstlern und Künstlerinnen über die Schulter zu schauen.

Während der Wintermonate zeigt sich Vilnius von seiner romantischen Seite. Mit den schneebedeckten Dächern und der in den Abendstunden wie ein Lichtermeer funkelnden Altstadt fühle ich mich, als wäre ich in der Filmkulisse eines Wintermärchens gelandet.

Vom Universitätsviertel, das von der italienischen Renaissance inspirierten und mit Arkaden gestalteten Innenhöfen geprägt ist, stapfe ich Richtung Glasbläserviertel, während der Schnee unter meinen Füßen knirscht. Einst befand sich in dem Bezirk rund um die Straßen Stiklių, M. Antokolskio, Gaono und Žydų das Jüdische Viertel. Zahlreiche Goldschmiede, Glasbläser, Handwerker und Geldverleiher waren hier angesiedelt. Noch heute reihen sich Juweliere, kleine Independent-Läden und Geschäfte lokaler Künstler und Künstlerinnen aneinander. Dazwischen laden gemütliche Cafés zum Aufwärmen bei einer heißen Schokolade ein.

Doch nicht nur im Winter hat ein Kurztrip in die litauische Hauptstadt seinen Reiz. Im vom Frühling verwöhnten Vilnius lässt es sich zum Beispiel wunderbar die Neris mit dem Fahrrad entlang düsen, in den Parks picknicken oder mit dem Heißluftballon über die Dächer der Stadt gleiten.

Vilnius ist ein wahres Paradies für Feinschmecker und alle, die während einer Städtereise den Ort auch über den Gaumen erleben möchten. Von Gourmet-Restaurants über eine fantastische Auswahl rein veganer und vegetarischer Lokale bis hin zu authentischer litauischer Küche werdet ihr fündig. Auf dieser Stadtkarte findet ihr eine ausführliche Übersicht über die Gastronomie-Szene in Vilnius.

Zum beliebtesten Essen in Litauen zählen Cepelinai, das sind gefüllte Kartoffelklöße in Zeppelinform, die kalte Rote-Bete-Suppe Šaltibarščiai und das Hefegebäck Kibinai. Typische regionale Süßspeisen sind Quarkkeulchen, die außen schön knusprig und innen fluffig-weich sind, und Šakotis, die litauische Version des Baumkuchens.

Um euch bei der riesigen Auswahl an tollen Foodie-Places die Wahl etwas einfacher zu machen, verrate ich euch fünf meiner Lieblingsrestaurants und -cafés in Vilnius, die ihr unbedingt austesten solltet.

Das Restaurant Ertilo Namas ist der perfekte Ort für Feinschmecker, die außergewöhnliche Kreationen und ungewöhnliche Aromen zu schätzen wissen. Dabei folgt man hier einem einzigartigen Konzept. Denn die Menüs sind an die historische litauische Küche angelehnt, zu denen das freundliche Servicepersonal bei jedem Gang eine kleine Geschichte und spannende Hintergrundinfos zu den verarbeiteten Zutaten erzählt.
Die Köche des Ertilo Namas zaubern wahre Kunstwerke auf die Teller und spätestens während ich das Dessert aus vier Komponenten verspachtle – die Schokoladenpraline zum krönenden Abschluss nicht mit eingerechnet - ist es vollends um mich geschehen.

Gleich gegenüber des Kathedralenplatzes liegt das Grey Restaurant, das für seine herzliche und entspannte Atmosphäre bekannt ist. Umgeben von Backstein und Beton genießt ihr neben kreativen und innovativen Speisen eine feine Auswahl an Grillgerichten, zubereitet am Innengrill der Restaurantküche. Dazu gesellen sich Biere und Weine für jeden Geschmack.

In dem farbenfrohen Bistro Rosehip kommen nicht nur Freunde der fleischlosen Küche voll auf ihre Kosten. Von veganen Seafood über gefüllte Ofen-Kartoffeln, bis zu Beyond Meat Burgern, stehen auf der Speisekarte und die Bowls sind so gut, dass man nur zu gern zum Abschluss die Schüssel auslecken würde. Im Winter gibt’s im Rosehip außerdem sehr guten, selbst gemachten Glühwein.

Es war einmal eine wunderschöne Großfürstin namens Barbora Radvilaitė, die dem König Polens Žygimantas Augustas begegnete. Es war Liebe auf den ersten Blick und der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, die jedoch geheim bleiben musste, da Augustas Familie nur eine Gemahlin aus königlicher Familie duldete. Die beiden trotzten allen Widerständen, die sich ihnen in den Weg stellten und heirateten. Tragischerweise starb Barbora nur sechs Monate nachdem sie zur Königin gekrönt wurde und Augustas überwand seine Trauer nie.
Dieser herzzerreißenden Liebesgeschichte ist das gemütliche Augustas ir Barbora Love Story Café im Glasbläserviertel gewidmet, das schon von außen, aber ganz besonders von innen keine Zweifel lässt, dass hier Romantik das zentrale Thema ist. Also macht es euch in den Samtsesseln gemütlich, nippt an einer Tasse heiße Schokolade und gönnt euch eine Dosis Kitsch.