Das Dach Südafrikas – Trekking in den Drakensbergen
Hoch erheben sich die bis zu 3.482 Meter hohen Drakensberge mit ihren markanten, steil abfallenden Klippen aus der Ebene. Damit sind sie das höchste Gebirge des südlichen Afrikas, und das vielleicht schönste noch dazu. Unsere Bloggerin Kathrin hat sich mit Rucksack und Zelt auf ein 11-tägiges Trekking-Abenteuer begeben.
Asphaltierte Straßen, ausgeschilderte Wanderwege, lauschige Hütten… all das sucht man in den Drakensbergen meist vergeblich. Nur ein kleiner Teil der 243.000 Hektar großen Bergregion ist touristisch erschlossen, der Rest ist weitestgehend Wildnis. Hier und da ein Trampelpfad von Hirten oder eine alte, verlassene Hütte - mehr Anzeichen von „Zivilisation“ gibt es quasi nicht. Und damit ist dieser Gebirgszug einfach nur perfekt für eine abenteuerliche Trekkingtour.
Wildnis, wohin das Auge reicht
uKhahlamba nennen die Zulu das Gebirge, was soviel wie „Wand der aufgestellten Speere“ bedeutet. Diese Wand ist es, der wir auf unserer Trekkingtour folgen. Bis zu 1.000 Meter fällt sie steil in die Tiefe hinab, und mit ihr der Tugela Fall, seines Zeichens zweithöchster Wasserfall der Welt. Die Speere, das sind die unzähligen Zinnen, Kämme, Schluchten und Überhänge, die die steile Abbruchkante der Drakensberge so besonders machen. Elf Tage lang an dieser Kante entlang zu wandern, immer wieder über ihren Rand zu blicken und das Zelt oft nur unweit von ihr entfernt aufzustellen, war eine eindrucksvolle Erfahrung.
Um das erleben zu können, muss man allerdings etwas Kondition mitbringen, denn oben in den Drakensbergen befindet man sich konstant auf einer Höhe von um die 3.000 Meter, und da wird die Luft schon mal etwas dünner. Zudem muss man wetterfeste (und damit schwerere) Ausrüstung und je nach Tour relativ viel Essen auf dem Rücken tragen, denn Einkaufsmöglichkeiten gibt es natürlich auch keine.
Auf Regen folgt Sonnenschein
Hagel, Nebel, Sturm, Regen, Gewitter und sogar Schnee, aber auch ganz viel Sonne mit blauem, wolkenlosem Himmel: Wir hatten alles davon, denn die berühmt-berüchtigten „4 Jahreszeiten an einem Tag“ sind in den Drakensbergen häufig und ganzjährig anzutreffen.
Pünktlich zu unserem Start erwischte uns eine ausgewachsene Kaltfront, die uns die ersten drei Tage immer wieder mit Wetterkapriolen in Schach hielt. Aber wie das oft so ist: Auf den Regen folgt der Sonnenschein, den wir nach dem nass-kalten Einstieg dann auch erst so richtig genießen konnten. Ausgiebige Pausen an plätschernden Bächen, Schuhe aus, im Gras liegen und den Geiern dabei zusehen, wie sie an der Kante majestätisch ihre Kreise ziehen – das ist Trekking-Glück pur. Dazu die einzigartigen Wolkenspiele, wenn die weißen Massen über die Felsen wabern wie im Reagenzglas. Ja, die Drakensberge sind ein ganz besonderer Ort. Aber auch einer, der einem viel abverlangen kann, wenn das Wetter plötzlich umschlägt.
Ein ganz besonderer Schlafplatz
Der zweifelsohne beste Schlafplatz unserer Tour war nur über einen schmalen, ausgesetzten Pfad erreichbar und lag gut versteckt inmitten einer steilen Felswand: Der Roland’s Cave, eine kleine Felshöhle, die nicht nur Wetterschutz, sondern vor allem auch eine grandiose Aussicht bot. Hier machten wir es uns für eine Nacht mit unseren Isomatten und Schlafsäcken gemütlich und genossen die Perspektive auf die Drakensberge, die normalerweise den Geiern und anderen Vögeln, die in den Steilwänden nisten, vorbehalten bleibt. Inklusive funkelndem Nachthimmel und bunt schimmernden Sonnenaufgang, die wir vom „Bett“ aus bewundern konnten.
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AnzeigenAuf den höchsten Berg Südafrikas
Ein weiteres Highlight des Trekkings war zweifelsohne die Besteigung des höchsten Gipfels des Landes. Wobei „Besteigung“ fast schon etwas zu abenteuerlich für den eigentlich eher unscheinbar wirkenden Mafadi klingt, denn Bergsteiger-Fähigkeiten sind für den 3.450 Meter hohen Gipfel nicht notwendig. Das tut der spektakulären Aussicht, die man von hier oben hat, aber keinen Abbruch. Zu drei Seiten breitet sich die endlose Weite der Drakensberge aus, auf einer Seite das Tiefland Südafrikas, das von hier oben erscheint wie eine andere Welt.
Der Berg ist Teil des Ukhahlamba-Drakensberg Nationalparks, der im Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Und diese wundervolle Landschaft hat definitiv jede Art von Schutz verdient, die sie nur kriegen kann.
Von weitem sahen wir eine andere Wandergruppe, die sich langsam dem Gipfel näherte. Ein ungewohnter Anblick für uns, denn Begegnungen mit anderen Menschen waren in den vergangenen Tagen rar. Nur eine Handvoll Wanderer haben unseren Weg gekreuzt, und ein paar Hirten aus dem benachbarten Lesotho, die hier oben im Sommer kleine Herden von Kühen und Ziegen bewachen.
Zwei Tage später stiegen wir gegen Ende unserer Tour zum ersten Mal über die Kante hinab, von der aus wir in den vergangenen Tagen so oft staunend in die Tiefe geblickt hatten. Schmal und steil wand sich der Pfad in die Tiefe, und zum ersten Mal sahen wir die Drakensberge so richtig aus dieser ganz neuen Perspektive. Der Abschied von dieser Bergwelt fiel uns schwer, aber die Freude auf eine heiße Dusche und große Teller voller Essen machten ihn etwas erträglicher.
Wandern in den Drakensbergen – Tipps & Infos
Beste Reisezeit: Für das Wandern in den hohen Lagen der Drakensberge eignen sich vor allem der südafrikanische Frühling (September – November) und Herbst (März – Mai), denn im Winter kann es empfindlich kalt werden und im Sommer herrscht Regenzeit mit häufigen Nachmittagsgewittern und natürlich hohen Temperaturen.
Anreise: South African Airways bietet Direktflüge von München nach Johannesburg an. Die Flugzeit beträgt knapp 11 Stunden und man fliegt über Nacht, sodass man gut erholt am nächsten Morgen in Südafrika landet und dank gleicher Zeitzone noch nicht mal mit Jetlag zu kämpfen hat. Wenn man in die südlichen Drakensberge möchte, kann man von Johannesburg aus einen kurzen Inlandsflug nach Durban an der Ostküste nehmen. Ansonsten geht es am besten mit dem Mietwagen oder über einen Touranbieter gebuchten Shuttle-Service weiter (Fahrzeit mit dem Auto je nach Ziel ca. 4-5 Stunden).
Routenplanung und Logistik: Es gibt zwar einige etablierte Routen, aber so gut wie keine (durchgängig) ausgebauten und markierten Wanderwege in den hohen Lagen (!) der Drakensberge. Wenn Du keine ausreichende Erfahrung mit dem Planen und Wandern in weglosem Gelände hast, solltest Du auf jeden Fall eine Tour über einen entsprechenden Anbieter buchen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Du jemanden hast, der sich in dem Gebiet auskennt, sondern der sich auch um Logistik wie Anfahrt und Verpflegung unterwegs kümmern kann (wir hatten zum Beispiel am 6. Tag unserer Wanderung einen „Resupply“, sodass wir nicht für die gesamte Zeit Essen schleppen mussten). Ich kann den Anbieter Itchy Feet SA dafür wärmstens weiterempfehlen.
Anforderungen: Obwohl man meistens weglos unterwegs ist, ist das Wandern an sich nicht sonderlich schwer. Etwas Kondition sollte man auf Grund der Höhe und des Rucksack-Gewichts aber mitbringen. Ansonsten besteht die größte Herausforderung wohl im Wetter, auch weil die Orientierung in dem weitläufigen und oft wenig markanten Gelände schnell schwierig werden kann. Sicherheit im Umgang mit GPS-Gerät und Karte/Kompass sind also auf jeden Fall Pflicht.
Ausrüstung: Die Trekkingausrüstung muss auf jeden Fall wetterfest sein und auch Sturm oder Schnee standhalten. Geschützte Plätze sind in der baumlosen Landschaft oft nicht verfügbar, und dann muss man sich auf Zelt, Regenjacke & Co. verlassen können. Zudem kann es selbst im Sommer nachts sehr kalt werden, sodass Schlafsack und Isomatte auch in der (vermeintlich) warmen Jahreszeit für leichte Minusgrade geeignet sein sollten. Daneben sind aufgrund der fehlenden Wanderwege und des Rucksackgewichts auch Trekkingstöcke sehr hilfreich. Und gegen die Höhensonne helfen eine gute Sonnencreme, ein dünnes Shirt mit langen Ärmeln und Kragen sowie eine gute Sonnenbrille.
Die Reise fand in Zusammenarbeit mit South African Tourism statt.
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