Kolumbiens Bogotá: Farbenfroh und voller Potential
Mit dem Round The World Ticket der Star Alliance reisten Anne und Clemens um die Welt. Kolumbiens Bogotá erkundeten die beiden zu Fuß und per Fahrrad, nur auf den Berg Monserrate gings per Cable Car. Auf unserem Blog nehmen sie euch mit.
Bogotá – eine Stadt, die Konflikte vereint, wie kaum eine andere Stadt der Welt. Von den einen wird sie als gefährliche, von den anderen als aufstrebende Stadt bezeichnet. Wir wollten uns unser eigenes Urteil bilden und sind in Kolumbiens Hauptstadt gereist, um die Stadt auf möglichst unterschiedliche Art und Weise zu erleben. Begonnen haben wir auf dem Hausberg, dem Monserrate, dann ging es für uns mit dem Fahrrad 13 Kilometer lang durch die Straßen der Großstadt und zu Fuß durch die kleinen Gassen mit ihren bunten Graffiti-Gemälden an den Häuserwänden. Nun wissen wir, dass in Bogotá mehr als Gewalt, Drogen und Konflikte stecken. Die Stadt ist bunt, sie ist vielfältig und sie steckt voller Potential.
Von hoch oben: Bogotás Hausberg Monserrate
Schon beim Anflug auf Bogotá ist sie kaum zu übersehen und auch bei einem Spaziergang durch Kolumbiens Hauptstadt thront sie majestätisch über dem Trubel der Achtmillionenstadt: die weiße Kirche Cerro de Monserrate, die sich auf 3.150 Metern auf dem Monserrate Berg, dem Hausberg Bogotás, befindet.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um den Ausblick von hoch oben auf dem Berg über die Metropole zu genießen. Wer sportlich unterwegs ist, der kann über den steilen 1.500-Stufen-Wanderweg nach oben steigen. Der Weg dauert rund ein bis anderthalb Stunden und führt vorbei an Snackständen und ist gerade am Wochenende unter den Bogotanos beliebt. Auch für Touristen ist es empfehlenswert, lieber am Wochenende hochzuwandern, denn unter der Woche, wenn der Wanderweg leerer ist, soll es ab und an zu Überfällen kommen.
Bogotá liegt 2.640 Meter über dem Meeresspiegel. Wer, so wie wir, vielleicht doch ein wenig Zeit benötigt, um diese ungewohnt dünne Luft zu verdauen, der kann statt den Stufen das Cable Car, das Funicular, oder die Gondel, die Teleférico, nutzen. Beide starten von der Monserrate Station aus.
Oben angekommen, konnten wir zum ersten Mal verstehen, wie groß Bogotá wirklich ist. Die 1.700 Quadratkilometer große Hauptstadt Kolumbiens erstreckt sich über mehrere Höhen und ist deshalb von hoch oben wunderbar zu betrachten. Mit einem starken, schwarzen Kaffee (Tinto) in der Hand, schlenderten wir die kleine Straße des Monserrate entlang bis zur Kirche, die regelmäßig Pilgerbesuch erhält. Direkt neben der Kirche befindet sich ein kleiner Markt mit einigen Kunstständen und vielen Essensständen – perfekt also für ein verspätetes Frühstück.
Wann: Montag bis Samstag von 7 bis 24 Uhr, Sonntag von 6 bis 18 Uhr.
Wie: Zu Fuß entlang des Wanderwegs, alternativ mit der Gondel (Teleférico) oder mit dem Cable Car (Funicular).
Kosten: Montag bis Freitag 16.400 Pesos (ca. 4,86 €), Sonntag 9.400 Pesos (ca. 2,78 €).
Auf dem Fahrrad: Die Ciclovía in Bogotá
Wer einen Sonntag in Bogotá verbringt, der sollte sich unbedingt ein Fahrrad leihen oder sein eigenes Fahrrad schnappen und sich einer Fahrradtour anschließen, denn Sonntage sind in Bogotá Fahrradtage. Jeden Sonntag werden von 7 bis 14 Uhr ca. 120 Kilometer aller Straßen in Kolumbiens Hauptstadt von Freiwilligen für Autos gesperrt – und für Radfahrer geöffnet. Dann treffen sich Familien, Freunde und Bekannte, um gemeinsam die Wege und Straßen zu genießen, die unter der Woche tagein, tagaus von dichten Autolawinen verstopft sind.
Die Ciclovía in Bogotá ist allerdings nicht einfach nur ein autofreier Sonntag, sondern ein echtes Volksfest mit Tradition. Im Jahre 1976 wurde diese Aktion aus einem Studentenprotest auf Fahrrädern geboren. Heute findet er nicht nur in Bogotá statt, sondern auch in Ecuadors Hauptstadt Quito, in Paris und in Mexiko-Stadt.
Auch wir waren an einem Sonntag in Bogotá und haben uns gleich früh am Morgen Fahrräder bei Bogota Bike Tours geliehen. Gestartet sind wir im Viertel La Candelaria, dem historischen Teil der Stadt, in dem man knallbunte Kolonialhäuser begutachten kann. Von hier aus ging es weiter durch die schöne Calle 11, vorbei am Museo Botero, dem Museum des berühmtesten kolumbianischen Malers Fernando Botero, und am Centro Cultural Gabriel García Márquez zum Herzstück der Stadt und dem beliebtesten Ausgangspunkt für Touren durch Bogotà: Plaza de Bolívar.
Das fotogene La Candelaria – kulturelles Zentrum von Bogotá
Im Zentrum des Platzes befindet sich eine bronzene Statue des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simón Bolívar, umgeben von tausenden von Tauben, die von kleinen Kindern gescheucht, gefüttert oder aber bestaunt werden. Der Platz an sich ist gesäumt von allen politisch-administrativ wichtigen Gebäuden: dem Capitolio Nacional, in dem sich die Häuser des Kongresses der Republik Kolumbien befinden, dem Edificio Liévano, dem Rathaus, und dem Palacio de Justicia, dem Gericht. Das Viertel La Candelaria ist nicht nur berühmt als historisches und kulturelles Zentrum von Bogotá, sondern auch als eines der fotogensten. Denn dank des Kopfsteinpflasters und der vielen bunten Häuser, die sich hier befinden, versetzt La Candelaria jeden Besucher ein wenig zurück in die Kolonialzeit.
Wir ließen La Candelaria hinter uns, fuhren die Carrera 7 hinauf und direkt in das Stadtzentrum hinein. Zugegeben, dieses Viertel der Stadt ist weder besonders schön, noch besonders interessant. Sehenswert ist aber das Museo del Oro, das Goldmuseum, das über eine beachtliche Sammlung von Goldstücken verfügt und die kolumbianische Goldgeschichte interessant darstellt.
Zusammen mit hunderten anderen Radfahrern fuhren wir gemächlich durch die sonst von Autos verstopfte Hauptstadt Kolumbiens. Jetzt mussten wir manchmal anhalten, weil zu viele Radfahrer auf der Straße waren, mal, weil am Rand kolumbianische Livemusik spielte oder es wieder einmal Zeit für einen Salpicón de Frutas war – einem kolumbianischen Mix aus Fruchtsaft und Fruchtsalat, der perfekt für eine Radtour ist. Das Besondere an der Ciclovía in Bogotá ist nicht nur, dass all die Straßen gesperrt sind, sondern auch die Atmosphäre, die dank der vielen Straßenverkäufer eher an ein Volksfest als an eine Radtour erinnert. Rechts und links der Straße versammeln sich Musiker und Künstler zwischen einer Vielzahl von Essensständen, die von Fleischspießen über Maiskolben bis hin zu Obstsalaten eigentlich alles verkaufen, was man sich vorstellen kann.
Bogotà entlang der Carrera 7
Nach einem kurzen Stopp, ein paar Hühnerspießen und Empanadas (gefüllten Teigtaschen) ging es weiter die Carrera 7 entlang durch den Parque de la Independencia ins Centro Internacional zur Santamaría Arena – einer Stierkampf-Arena, deren Wiedereröffnung in diesem Jahr zu heftigen Protesten führte. Direkt neben der Arena befindet sich das Museo Nacional, das sich in einem ehemaligen Gefängnis befindet.
Mittlerweile hatte sich die Sonne ihren Weg durch die dicken Regenwolken gebahnt und so traten wir ordentlich in die Pedale, denn wir hatten noch einen weiten Weg vor uns: Knapp 13 Kilometer sollte es quer durch Bogotá, immer der Carrera 7 folgend, bis nach Usaquén gehen – dem 1. Stadtbezirk von Bogotá. Nach knapp zwei Stunden ließen wir uns erschöpft auf den bequemen Bänken des Einkaufszentrums Hacienda Santa Bárbara nieder, tranken einen starken Tinto und beobachteten das bunte Treiben auf dem Markt, der sich direkt vor dem Einkaufszentrum befand.
Die Ciclovía ist die perfekte Möglichkeit, um Bogotá, die Menschen und vor allem die kolumbianische Kultur alleine, auf eigene Faust kennenzulernen.
Wann: Immer Sonntags und Feiertags von 7 bis 14 Uhr.
Wie: Am einfachsten geht es mit dem Fahrrad, das 9.000 Pesos (ca. 2,70 €) pro Stunde bei Bogota Bike Tours kostet. Alternativ bietet Bogota Bike Tours auch Fahrradtouren an, die täglich um 10.30 Uhr und 13.30 Uhr von ihrem Büro in La Candelaria starten und 40.000 Pesos (ca. 11,85 €) kosten.
Was: 120 Kilometer werden von Bogotás Straßen durch Freiwillige abgesperrt. Am Rand der Straßen befinden sich Essensstände, sowie Fahrradstationen, an denen das eigene Fahrrad repariert werden kann.
Wer: Mittlerweile nehmen angeblich knapp zwei Millionen Einheimische und Touristen an der Ciclovía teil.
Zu Fuß: Entlang der Graffiti-Wände von Bogotá
Von unserem Hotel Casa Platypus aus schlenderten wir kurz vor zehn Uhr am Morgen über den Parque de los Periodistas in Usaquens Stadtteil La Candelaria. Unser Plan: Eine Graffiti-Tour durch Bogotá. Damit sind wir allerdings definitiv nicht allein, denn schon von Weitem können wir am Treffpunkt große Gruppen anderer Touristen erkennen.
Kaum angekommen, stolziert Anne, eine Deutsche, die schon seit fünf Jahren in Bogotá lebt, auf uns zu und stellt sich vor: „Hi, ich bin Anne und zeige euch heute mal das Graffiti von Bogotá“, erklärt sie, viel wacher, als wir.
Bogotá und Graffiti – das gehört zusammen wie Guatemala und Guacamole und die USA und ihre Burger. Kein Wunder also, dass es mittlerweile geführte Graffiti-Touren durch die kolumbianische Hauptstadt gibt. Bogota Graffiti heißt die Agentur, die dahinter steckt, von einem Kanadier und einem Australier gegründet wurde und die nun schon seit 2011 zwei Mal täglich Touren gegen Spenden anbietet.
Bereits die Ureinwohner Kolumbiens prägten die Graffiti-Kultur
Ihren Ursprung hat die Graffiti-Kultur bei den kolumbianischen Ureinwohnern, den Chibcha, die vor Jahrhunderten bereits Petroglyphen - in Stein gearbeitete Felsbilder - an die Wände von Höhlen anbrachten. Mittlerweile drückt Graffiti in Bogotá soziale und kulturelle Kritik aus. Die Zeit der „La Violencia“, des Bürgerkriegs, der Drogenkonflikte und die immer noch weit verbreitete Armut sorgen für genügend Gründe, seine Meinung öffentlich zu äußern – und die landet in Bogotá an den Häuserwänden und verwandelt die Stadt nach und nach in ein echtes Kunstwerk.
Wir spazieren durch die kopfsteingepflasterten Straßen von La Candelaria, vorbei an den Graffiti des australischen Künstlers CRISP, der kolumbianischen Künstler Guache und Rodez und entlang der vom spanischen Künstler Pez bemalten Wände. Die Tour dauert ca. 2,5 Stunden und endet in einem neuen, jungen Teil der sonst eigentlich recht wenig beachteten Viertel der Innenstadt. Heute befinden sich hier eine Menge traditioneller Restaurants und das größte Wandgemälde der Stadt, das ein Mix aus indigenen Geschichten und allgegenwärtigen Konflikten darstellt.
Wann: Täglich 10 und 14 Uhr ab Parque de Los Periodistas.
Wie: Zu Fuß mit englischsprachigem Guide.
Kosten: Es werden Spenden in Höhe von 20.000 bis 30.000 Pesos (ca. 5,90 – 8,90 € erwartet).
Wir haben knapp vier Tage in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá verbracht und können sagen, dass wir eine Menge Ecken der Stadt gesehen und erkundet haben. Unser Fazit: Bogotá ist definitiv eine Reise wert und sollte mehr als nur den Anfangs- bzw. Endpunkt eine Reise durch Kolumbien sein. Gerade die kleinen Gassen des Viertels La Candelaria, aber auch die hippen Ecken von Parque 93 und der Zona Rosa haben uns überzeugt: Bogotá ist cool, jung und gerade auf dem Weg dahin, eine super interessante und spannende Reise-Destination zu werden.
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Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Arno
Ich lebe seid fast 14 Jahren in Kolumbien und kann Euch für den wirklich guten Bericht gratulieren. Bleibt noch zu vermerken, dass Bogota nicht nur ein Sprungbrett für den Besuch anderer lateinamerikanischer Länder ist sondern dass sich die Erkundung von Kolumbien selbst 100 % ig lohnt.
Viele Grüsse!
Redaktionsteam
Hallo Arno,
vielen Dank für Dein Feedback – das freut uns zu hören! Da hast Du Dir ein wunderschönes Fleckchen zum Leben ausgesucht.
Viele Grüße
Janina
Redaktionsteam
Hallo Ines,
vielen Dank – wir geben das Kompliment gerne an Anne und Clemens weiter. Schön, dass Dir der Artikel weitergeholfen hat.
Viele Grüße
Katharina
HeMeTee
Eure Ankündigungen auf travellers-insight.com wurden auf schönste Weise bestätigt.
Eure Berichte sind keine sinnlosen Aneinanderreihungen von Hotel- und Restaurantnamen, aber voller wertvoller Tipps. Die Art des Schreibens entführt den Leser in der Phantasie schon mal in ferne Länder, macht neugierig. Manche Berichte lassen sich mit eigenen Erfahrungen vergleichen, andere werden Vorlagen für weitere Reisen werden.
Ein Land kann man nie vollständig kennen. Ebenso kann ein Bericht ein Land niemals vollständig beleuchten. Aber er kann das Salz in der Einheitsbrühe sein. Und mit euren Berichten habt ihr viel Salz verarbeitet.
Reisen veredelt den Geist!
Eure Erlebnisse kann euch keiner nehmen. Die Erfahrung vergisst ihr auch nie wieder – sie macht stark für die Zukunft. Besonders die Sicht auf die Welt bekommt eine neue Perspektive. Alexander von Humboldt war der Meinung: “Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung von Leuten, welche die Welt nicht gesehen haben.“
Ihr habt Pionierarbeit geleistet.
Auch wenn es nicht gleich für eine lange, strapaziöse Weltreise reicht, genügt die Inspiration für einzelne Länder.
DANKE.