Bretagne: Rundreise von Saint-Mathieu bis Josselin
Möwen kreischen, die Luft duftet nach Salz und Karamell, irgendwo am Horizont steht ein Leuchtturm und in der Hand schwenkt man einen goldenen Honigwein – das ist Urlaub am Ende der Welt, in der Bretagne. Unsere Bloggerin Nina hat die französische Region bei einer Rundreise entdeckt und ihre Highlights mit uns geteilt.
Das Finistère, so nennen die Bretonen den nordöstlichsten Landzipfel Frankreichs, ist wild, seine Bewohner eigenartig und schon Monet schätzte die einzigartigen Landschaften, die er eindrucksvoll auf seinen Bildern verewigte. Ich habe mir eine Woche Zeit genommen, all meine Streifenshirts und gute Freunde eingepackt und ein Auto gemietet, um die Bretagne zu entdecken.
Der Leuchtturm der Pointe Saint-Mathieu steht direkt neben einer Klosterruine.
Die Highlights entlang der Südküste
Unsere Route führt uns entlang der südlichen Atlantikküste, vorbei an steilen Klippen, rüber auf wunderschöne Inseln, bis ins verwunschene Hinterland Brocéliande. Wir starten am Leuchtturm der Pointe Saint-Mathieu und arbeiten uns von dort in Richtung Penmarc’h vor. Hier an der Pointe de la Torche befindet sich nämlich DER Surfspot der Bretagne: Die Konditionen in diesem Teil des Atlantiks eignen sich besonders gut für Anfänger und sind nur halb so anstrengend wie in Portugal. Klar, dass mich meine Roadtrip Buddies nur noch schwer aus dem Wasser bekommen.
Aber bei unserer Reise jagt ein Highlight das nächste. So zum Beispiel ein Tagestrip mit dem Boot in das Naturschutzgebiet der Glénan-Inseln – ein einzigartiges, fast karibisches Archipel vor der Küste bei Bénodet. Oder die malerische Hafenstadt Concarneau und das pittoreske Künstlerdorf Pont-Aven, die beide eine Rolle im ersten Kommissar-Dupin-Krimi „Bretonische Verhältnisse“ spielen.
In der Bretagne ist der Atlantik so türkisblau, wie man es aus dem Mittelmeer oder der Karibik kennt.
Paul Gauguin und die Schule von Pont-Aven haben den kleinen Ort als Künstlerdorf bekannt gemacht.
Von der schönen Insel zum Golf von Morbihan
Am dritten Tag unserer Reise finde ich mich erneut an Bord eines Schiffes wieder. Der Wind weht mir die Haare ins Gesicht, Möwen begleiten unseren Weg und wir futtern Salzbutter-Karamell-Kekse aus Pont-Aven. Das Auto haben wir am Hafen von Quiberon stehen gelassen, denn das braucht man auf Belle-Île nicht. Zwei Tage verbringen wir mit eBike-fahren, gutem Essen und einfach nur dastehen und glotzen. Die schönste bretonische Insel macht dabei ihrem Namen alle Ehre: bunte Häuser und eindrucksvolle Landschaften, so weit das Auge reicht.
Belle-Île steht ihrem Namen in nichts nach.
Der Golf von Morbihan ist unsere letzte Station an der bretonischen Küste. Die Gegend ist besonders bekannt durch die vielen Zeitzeugen aus der Steinzeit: Hügelgräber, Steinkreise und das wohl größte Hinkelsteinfeld der Welt in Carnac. Die fast 3.000 Menhire wurden hier um 4.500 vor Christus auf einer Fläche von 40 Hektar aufgestellt und bis heute ist man sich nicht wirklich sicher warum. Sogar auf unserer Kajaktour durch die Insellandschaft des Binnenmeers des Golfs von Morbihan begegnen wir großen Felsbrocken, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen und den Möwen als Rastplatz dienen. Viele dieser Inseln sind heute Naturschutzgebiet.
Ein Meer aus Hinkelsteinen in Carnac.
Kajaktour im Golf von Morbihan mit seinen an die 60 kleinen Inseln.
Josselin – verschlafener Ort im Landesinneren
Etwa eine Stunde nördlich von Morbihan liegt der verschlafene Ort Josselin, in den ich mich auf Anhieb verliebe. Schmale Gassen, gesäumt von farbenfrohen Fachwerkhäusern, schlängeln sich durch das Zentrum des malerischen Städtchens. Ein kleiner Marktplatz, bewacht von den Gargoyles der Basilika – einem Schloss, dessen spezielle runde Türme man von überall über die Dächer ragen sieht und die sich am Abend im Fluss Oust widerspiegeln. Überall blühen Geranien: auf Balkons, vor dem Rathaus und an den Geländern der Brücken. Ich kann mich gar nicht sattsehen an den bunten Häuschen, kleinen Geschäften und Ateliers. Wir kommen im „Le 14 St. Michel“ unter, einem ganz niedlichen Chambre D’hôte (französisch für Bed and Breakfast). Jedes Zimmer ist in einem anderen Stil eingerichtet, überall steckt viel Liebe fürs Detail und ich fühle mich gleich wie zu Hause. Viviane und Patrice – die Eigentümer – zaubern ein sagenhaftes Frühstück mit dem wohl besten selbst gemachten Joghurt, den ich je gegessen habe.Samstags findet in dem kleinen Ort ein großer Wochenmarkt statt. Ich bin überrascht, dass man hier neben den üblichen Ständen mit Obst, Gemüse, Austern und Käse auch allerlei Handwerk und Kunst findet. Ähnlich wie beim Marché de Lices in Rennes ist es auch hier üblich, sich auf dem Markt mit allerlei Köstlichkeiten einzudecken und sich dann in ein anliegendes Lokal zu setzen, eine Karaffe Wein zu bestellen und ein Brettchen mit Messer, von dem man die gerade gekauften Köstlichkeiten direkt naschen kann. Die Bretonen wissen einfach, wie es sich gut lebt, denke ich mir bei einem herzhaften Schluck Rosé.
Eine der vielen hübschen Gassen von Josselin.
Fachwerk ist in Josselin möglichst bunt.
Mythen und Legenden begleiten uns durchs Hinterland
Josselin eignet sich wunderbar als Basis um das Hinterland der Bretagne zu erkunden. Die Gegend liegt nämlich voller Mythen und Legenden. So zum Beispiel beim Zauberwald von Brocéliande, um den sich viele Geschichten aus der Artussage drehen. Oder den Menhiren von Monteneuf, bei denen angeblich Kobolde leben sollen. In der näheren Umgebung von Josselin liegen außerdem noch einige weitere für die Bretagne typische Dörfer: Malestroit, Rochefort en Terre und La Gacilly. Wir beenden unseren Roadtrip mit einem Tag in der bretonischen Hauptstadt Rennes und stoßen bei Galette und Cidre darauf an, dass wir bald wiederkommen.
Das Schloss stammt aus dem 11. Jahrhundert und wird noch heute von der ältesten Familie der Bretagne bewohnt.
Tipps für die Bretagne
Übernachtungen
- Das „Le 14 St. Michel“ in Josselin überzeugt durch familiäre Atmosphäre und den besten Joghurt der Welt.
- Die Terrasse des „Hotel le Grand Large“ auf der Belle-Île liegt direkt an der Klippe, die schon Monet so gut gefallen hat, und das Essen ist auch sehr zu empfehlen.
- „Hotel du Bac“ in Sainte-Marine mit dem wohl schönsten Blick auf den Hafen.
Restaurants
- Im Restaurant „Table d’O“ in Josselin hat man einen wunderbaren Blick auf das Schloss und hervorragendes Menü.
- Das „Bistrot 1954“ in Ponte Saint-Matieu serviert tolle Meeresfrüchte.
- In der „Crêperie Saint-Gorges“ sind alle Crêpes und Galettes nach berühmten Georges benannt.
Aktivitäten
- „Kerners Kayak & Paddle“ bietet Touren und Kajakverleih am Golf von Morbihan.
- Surfen lernen beim Europavizemeister geht in der Surfschule „29HOOD“ in Penmarc’h.
Lesen
- Die bretonische Krimireihe von Jean Luc Bannalec, rund um seinen Komissar Dupin, angefangen mit „Bretonische Verhältnisse“.
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