Von London an die Küste: Die schönsten Orte in Südengland
In den mit bunten Lampions verzierten Straßen von Chinatown oder im Gewusel des Borough Markets pulsiert in London das Leben. Wer nach dem Trubel ein wenig Kontrastprogramm sucht, ist auf dem Weg nach Südengland schnell inmitten traumhafter Natur gelandet.
Steilklippen laden zu Wanderungen mit Weitblick ein, die Hafenstädtchen zum gemütlichen Bummel und dann sind da noch die Strände mit den quietschbunten Strandhäuschen. Bloggerin Julia hat über zwei Jahre in Oxford gelebt und von dort so einige Ausflüge gen Süden gemacht. Hier verrät sie dir ihre schönsten Orte in Südengland für einen Tagesausflug von London aus oder besser noch: gleich ein paar Tage mehr.
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AnzeigenBerlin am Meer: Brighton
Irgendwo habe ich einmal die Bezeichnung „Badewanne Londons“ aufgeschnappt. Bei nur einer guten Stunde Fahrt von der Hauptstadt ans Meer mag das durchaus zutreffen. Doch Brighton ist viel mehr als ein Ort für das schnelle Badevergnügen. Brighton ist bunt und schrill, extrovertiert und innovativ. Es wimmelt vor Second-Hand-Boutiquen, veganen Food-Spots und Straßenmusikern. Für mich ist Brighton ein wenig wie ein kleines Berlin, nur eben am Meer.
Kleine Vergnügungsparks an den Seebrücken sind typisch in Großbritannien.
Das Kreischen der Möwen macht klar: Jetzt ist Urlaub!
Das Wahrzeichen der Küstenstadt in East Sussex ist der berühmte Brighton Palace Pier mit seinen Fahrgeschäften und Spielhallen. Der Gegenpart dazu ist der West Pier. Von ihm steht nach einigen Bränden und Seestürmen nur noch ein Gerippe, was sich zum vielleicht bekanntesten, wenn auch etwas morbiden Fotomotiv der Stadt gemausert hat. Am Strand entlang kannst du einen Spaziergang nach Hove machen. Früher ein eigenes Städtchen ist es heute nobles Stadtviertel von Brighton. Der Weg führt dich an den für englische Seebäder typischen bunten Strandhäuschen vorbei.
Zurück im Zentrum fällt dir sicherlich schnell ein Kuriosum ins Auge: Der Royal Pavillon wurde im frühen 19. Jahrhundert als Sommerresidenz für König George IV. errichtet — und zwar komplett im Stil eines indischen Mongulpalasts. Von diesem exotischen Gebäude aus geht es weiter ins Viertel The Lane. Früher führten die kleinen Gassen durch ein Fischerdorf, heute kannst du exquisite Designer-Boutiquen und Schmuckläden bewundern. Dein Geld kannst du dann aber sehr gut im angrenzenden North Laine loswerden. Hier warten gut ausgestattete Vintageshops mit Second-Hand-Kleidung und kuriosem Krimskrams zum Beispiel im überdachten North Laine Bazaar. Ich kann dir garantieren: Hier kommt man nicht raus, ohne zumindest eine Kleinigkeit zu kaufen.
Brighton ist ein Mekka für Veggies: Morgens gibt es ein bodenständiges, auch vegetarisches, Full Englisch bei Breakfast at Tiffany’s. Abends kannst du feine Küche genießen, zum Beispiel bei Kusaki, wo es japanische pflanzenbasierte Gerichte in stylischer Atmosphäre gibt oder im gehobenen vegetarischen Restaurant Terre à Terre. Ein Pint englisches Bier bekommst du richtig urig im The King and Queen in der Nähe des Royal Pavillons.
Ein Stück Indien in Brighton — der Royal Pavillon.
Mein Tipp:
Nur ein paar Meilen östlich von Brighton liegen die berühmten Kreidefelsen „Seven Sisters“. Wenn du länger in der Stadt bist oder einen Roadtrip planst, solltest du dir diesen Anblick nicht entgehen lassen.
Küstenwind von Christchurch bis zum Hengistbury Head
Christchurch ist heute beschaulich, blickt aber auf eine reiche Geschichte zurück: Hier befand sich der erste Hafen Englands. Heute weiß man, dass bereits in prähistorischer Zeit hier Menschen siedelten. Im alten Ortskern ragen die Türme der Burgruine von Christchurch Castle empor, die im 12. Jahrhundert von den Angelsachsen errichtet wurde. Entlang des Flüsschens Avon geht es vorbei an der Kathedrale auf den Burghügel, von dem du über die Dächer der Stadt blickst.
Kirche und Burg zeugen von der reichen Geschichte der Stadt.
In nur wenigen Minuten bist du dann in Southbourne. Hier kannst du dein Auto am Hengistbury Head Besucherzentrum parken. Über ein grünes Plateau führt dich ein Weg hoch oben, mit einer ordentlichen Brise Wind um die Ohren bis zur Halbinsel Mudeford Sandbank. Das Meer hast du dabei immer im Blick. Hier stehen fröhlichen Strandhütten und davon gleich eine ganze Menge. Bei mir pumpt dieser Anblick direkt Urlaubsfeeling durch den Körper.
Mein Tipp:
Beim Rückweg kannst du direkt am Strand entlanglaufen und einen Perspektivwechsel machen. Wer von unten an den Steilklippen in die Höhe schaut, kommt sich auf einmal ziemlich klein vor. Mit dem Sound der kreischenden Möwen in den Ohren geht es zurück zum Parkplatz.
Zwischen Nostalgie und Nachtleben: Bournemouth und Boscombe Beach
Die englischen Badeorte sind legendär. Manche sind nostalgisch und scheinen aus der Zeit gefallen, Bournemouth hat seine Vergangenheit und die Moderne geschickt unter einen Hut bekommen. Im Sommer steppt hier der Bär. Der kilometerlange Strand macht die Küstenstadt vor allem in den Sommerferien zu einem beliebten Reiseziel. Wenn du also einen Platz am Strand bekommen willst, solltest du diese Zeit meiden. Am Pier zeigt sich das Seebad ganz typisch nach englischer Manier mit einer Spielhalle, in der du dein Kleingeld am Automaten verzocken oder beim Rutschenturm Helter Skelter ein bisschen dein inneres Kind bespaßen kannst.
Eher Lust auf einen Strandspaziergang? Dann schlendere am besten in Richtung Osten bis zum Boscombe Pier. Auf dem Wasser schaukeln ein paar SUP´ler, Inlineskater rauschen vorbei, die Sonne glitzert am Horizont. Auch der Boscombe Beach ist, wie sollte es anders sein, von den „Beach Huts“ gesäumt und zwar in allen Farben des Regenbogens. Am Boscombe Pier kannst du dir ein frisch gezapftes Bier schnappen und den Weg ganz entspannt in den Sonnenuntergang zurück nach Bournemouth flanieren. Den Abend ausklingen lässt es sich hervorragend im Twelve Eatery bei vegetarischen Fish & Chips und einen saftigen Veggie-Burger. Eine richtig schöne Terrasse für ein Gläschen Wein hat das bunte Urban Garden. Reservieren empfohlen! Wer abends noch Lust auf einen Absacker oder auch einen ausgewachsenen Barabend hat, wird in Bournemouth nicht enttäuscht. Hier gibt es urige Pubs, trendige Bars und Clubs ohne Ende. Und das Klischee stimmt: Die Engländer wissen zu feiern, auch wenn die Pubs traditionell vor Mitternacht schließen.
Strandhütten mit Ausblick auf die Küste.
Welche Farbe hättest du gerne?
Mein Tipp:
Das The Grove Hotel ist ohne großen Schnickschnack, aber nostalgisch und gemütlich eingerichtet. Frühstück gibt es im hellen Wintergarten — natürlich stilecht mit gebackenen Bohnen.
Auf den Spuren der Dinosauerer an der Jurassic Coast
Jurassic Coast — allein der Name klingt imposant. Die Jurassic Coast erstreckt sich von den Old Harry Rocks in Dorset bis nach Exmouth in Devon. Beim Strandhopping machst du nebenbei eine Zeitreise in die Vergangenheit, denn Teile der Küste sind sage und schreibe über 185 Millionen Jahre alt. Die Felsformationen mit dem charmanten Namen Old Harry Rocks kannst du bei einer kleinen Wanderung vom Parkplatz bei Studland am Middle Beach bewundern. Es geht über Waldwege und Wiesen bis direkt an die Klippen. Doch Vorsicht: Falls dir Höhe nicht geheuer ist, solltest du definitiv etwas mehr Abstand zur Felskante halten.
Etwa eine halbe Autostunde weiter die Küste entlang nach Westen wartet das nächste Highlight. Die Lulworth-Bucht ist nahezu kreisrund. Den besten Überblick hast du von den Lulworth Cove Cliffs. Über eine lange und steile Treppe kannst du von hier aus weiter nach Westen an den Klippen entlang wandern, bis der Man O’ War Beach ins Blickfeld gerät. In der nächsten Bucht wartet aber schon das berühmte Felsentor namens Durdle Door. Du siehst, die Jurassic Coast verspricht nicht zu viel. Die Steine am Strand sind vom Wasser seidig glatt gewaschen, die Luft ist von der Gischt ganz diesig. Dahinter erhebt sich ein steiler weißer Kalkfelsen hoch in den Himmel - ein Ort zum Verlieben.
Mein Tipp:
An der Jurassic Coast lohnt sich auch der Blick nach unten, denn mit einer Portion Glück kannst du am Strand prähistorische Fossilen entdecken. Einen Hammer darf man nicht benutzen und große Funde müssen am Strand bleiben, kleine Schätze darfst du aber mit nach Hause nehmen.
Das Tor zur neuen Welt: Plymouth
Wer mehr Zeit im Gepäck hat, reist weiter an der Küste entlang. Plymouth, die größte Stadt Devons, bildet gleichzeitig auch die Grenze nach Cornwall. Die Stadt ist eine der geschichtsträchtigsten Seefahrerstädte der Insel. Von hier aus machten sich viele Schiffe auf den Weg ins Ungewisse. Auch die Pilgerväter gingen hier 1620 an Bord der Mayflower.
Mein Lieblingsort in Plymouth ist Hoe, eine Anhöhe hoch über dem Hafen mit Blick über die Bucht Plymouth Sound. Hier könnte man stundenlang sitzen und beobachten. Gin-Fans besuchen die Plymouth Distillery. Wer lieber die Wanderschuhe schnürt, kann einen Abschnitt auf dem berühmten South West Coast Path wandern. Mit der Fähre geht es rasch auf die andere Seite zum Mount Batton. Von dort führt der Küstenpfad zur Jennycliff Bay und dann weiter bis zum Bovisand Beach. Wer will, nimmt den Bus am Cliffedge Cafe zurück ins Zentrum.
Der South West Coast Path führt auf über 1000 Kilometern an der Küste entlang.
Wer gerne Gin trinkt, ist hier richtig!
Mein Tipp:
Gleich nördlich der Stadt beginnt der Dartmoor National Park mit zahlreichen Wanderwegen, Kletterfelsen, Relikten aus der Stein- und Bronzezeit, wilden Ponys, Schafen und Rindern. Wer durch das Gebiet fährt, muss also jederzeit mit Tieren auf der Straße rechnen.
Das Paradies auf Erden in Cornwall
Nach all den beschaulichen Seebädern und Stränden gibt es einen Ort in Südengland, der wirkt, als wäre er nicht von dieser Welt: Das Project Eden in Cornwall. In einer ehemaligen Tongrube stehen heute umgeben von einer grünen Hügellandschaft riesige Kuppeln, in denen sich der größte Indoor-Regenwald der Welt befindet. In den blasenartigen Biomen wurden Biotope der Klimazonen der Erde nachgebildet. Benannt ist das Projekt nach dem biblischen Paradies Eden. Denn hier geht es um mehr als einen botanischen Garten, in dem man bei kühlem Regenwetter ins warme Gewächshaus flüchten kann. Das Ende Project ist eine Hommage an die Wunder unserer Erde und ein Aufruf, diese zu erhalten. Ein Schwerpunkt ist die Nachzucht vom Aussterben bedrohter Pflanzen. Zudem gibt es pädagogische Angebote und Workshops, aber auch kleine Abenteuer wie eine Zipline oder Konzertabende. Das Eden Project ist mit Preisen von £32.50 - £37.50 Eintritt pro Erwachsenen (Stand: März 2023) nicht günstig, doch dieser Ort ist einzigartig und meiner Meinung nach absolut unterstützenswert.
In Lebzeiten durch den Garten Enden spazieren.
Mein Tipp:
Das Project Eden ist ein Besuchermagnet. Frühzeitig buchen und früh da sein, sind also unbedingt zu empfehlen.
Ein paar Tipps für deine Reise nach Südengland
- Wie reise ich am besten nach Südengland und wie komme ich am besten von A nach B? Du kannst von London aus viele der Orte in Südengland mit dem Zug oder Bus erreichen. Dazu gehören vor allem die Städte wie Brighton oder Plymouth. Wenn du vom Flughafen Gatwick kommst, bist du in nur einer halben Stunde mit dem Zug am Strand. Züge findest du gut auf The Trainline. Willst du flexibel bleiben und die Küste bei einem kleinen Roadtrip besuchen, bietet sich ein Mietwagen an. Von London aus brauchst du mit dem Auto nach Brighton etwa eineinhalb Stunden, nach Christchurch zwei. Wenn du nach Plymouth und weiter nach Cornwall möchtest, brauchst du mit über vier Stunden mehr Zeit.
- Wann ist die beste Reisezeit für Südengland? Südengland ist nicht Südspanien, dennoch kann man hier in den warmen Monaten trotzdem prima Badeurlaub machen. Die Sommerferien würde ich meiden, dann wird es proppenvoll. Aber im Frühsommer und Frühherbst ist das Wetter oft noch sonnig und warm. Perfekt zum Baden und Wandern.
- Wie viele Tage braucht man für Südengland? Das Schöne an Südengland ist, Du kannst für einen Tagesausflug aus London anreisen oder einen zweiwöchigen Roadtrip machen. Zwei Nächte sind toll, um die Umgebung von einem Ort aus zu erkunden, etwa von Bournemouth oder Brighton.
- Welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Südengland: Unterkünfte in England sind nicht gerade günstig. Aber wenn Du rechtzeitig buchst und ein bisschen Recherche betreibst, kannst Du süße B&Bs finden, die typisch britischen Charme mit sich bringen. In den Städten gibt es auch eine Reihe an größeren Hotels.
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