Lieblingsorte & Geheimtipps in Neapel: Die Stadt am Vesuv entdecken
Zugegeben, Neapel ist keine rausgeputzte Schönheit. Die Stadt ist laut, chaotisch und dreckig. Doch wer sich auf Neapel einlässt, findet hier zwischen Wäscheleinen und Saftständen Italiens Dolce Vita in seiner vielleicht authentischsten Form. Ich zeige dir meine liebsten Ecken in Neapel und einige Geheimtipps für deine Reise an den Fuße des Vesuvs.
Neapels Untergrund – Geheimtipp Spanisches Viertel
Eine der größten Attraktionen Neapels führt dich direkt von den Straßen in den Untergrund. Napoli sotterranea, die “Stadt unter der Stadt”, entstand schon in der Antike, als hier Baumaterial aus der Tiefe gewonnen wurde. Im Mittelalter nutze man die Hohlräume als Wasserspeicher und im 2. Weltkrieg suchten die Bewohner und Bewohnerinnen hier Schutz vor den Bomben. Die bekannteste Untergrundführung startet mitten in der Altstadt an der Piazza San Gaetano. Die Tour gehört für viele zum Standardprogramm in Neapel und so geht es im Gänsemarsch mit gut 50 anderen Personen unter die Erde.
In Neapel lohnt sich der Weg in die Tiefe immer.
Etwas weniger frequentiert und damit eine gute Alternative sind die Touren im Spanischen Viertel. Ganz in der Nähe der Einkaufsmeile Via Toledo geht es über 180 Stufen in die Tiefe und rein in eine andere Welt. Du erfährst mehr über die verschiedenen Funktionen und die Geschichte des Neapolitaner Untergrunds. Dabei geht es auch durch sehr enge Tunnel. Doch keine Sorge, wer mit engen Räumen Probleme hat, kann diese auslassen.
Du kannst Tickets für die englische Führung im Spanischen Viertel bei Getyourguide oder bei der italienischen Associazione culturale LAES buchen. Die Tour ist dieselbe.
Zu GetyourguideZu Associazione culturale LAESDas echte Neapel – Streifzug durch das spanische Viertel
Das Spanische Viertel ist nicht nur wegen der Untergrund-Tour einen Besuch wert, denn hier bist du mitten im quirligen Alltagsgeschehen. Über den Straßen sind die Wäscheleinen gespannt, kleine LKWs quetschen sich durch die schmalen Gassen, in den Cafés sitzen die Männer bei der Nachmittags-Zigarette. Durch die offenen Türen im Erdgeschoss blickst du direkt in die Küchen und Wohnräume der Napoletani. Aus den Fischrestaurants schallt der Italo-Pop, daneben werden an Marktständen Gemüse, Unterwäsche oder Krawatten verkauft.
Im Spanischen Viertel erlebst du das besonders echte Neapel.
Die Quartieri Spagnoli grenzen direkt an die Via Toledo und wurden im 16. Jahrhundert als Wohnbezirk für Soldaten errichtet, als Neapel zu Spanien gehörte. Lange war der Ruf des Viertels nicht gerade der beste, doch die Zeiten sind mittlerweile besser und heute kann man sich hier ganz entspannt treiben lassen.
Die Station Toledo zählt mit dem außergewöhnlichen Design, das an Meer und Wellen erinnert, zu einer der schönsten U-Bahnstationen in Europa. Um ans Gleis zu kommen, musst du am Automaten ein U-Bahn-Ticket kaufen.
Eine Oase im Trubel – Palazzo Venezia
Einst war der Palast aus dem 15. Jahrhundert die Botschaft der Venezianischen Republik. Heute befindet sich hinter den hübschen Mauern ein Kulturort mit Ausstellungen, Konzerten und einem Theater. Doch für mich war der Palazzo Venezia, der direkt an der belebten Spaccanapoli liegt, vor allem eine Oase inmitten des Trubels. Bei schlechtem Wetter machst du es dir auf einer Couch im Café im ersten Stock gemütlich, bei gutem Wetter lockt der versteckte Garten auf der Rückseite. Im Grünen kann man hier ganz entspannt seinen Kaffee schlürfen und den Trubel in den Gassen für eine Zeit lang vergessen. Der Eintritt ist übrigens kostenlos.
Unterirdischer Markt – San Lorenzo Maggiore
Wie schon erwähnt ist Neapel quasi komplett unterkellert. Das Angebot an unterirdischen Sehenswürdigkeiten ist wirklich riesig. Für alle, die keine Lust auf oder Zeit für eine längere Führung haben, ist die Kirche San Lorenzo Maggiore ein guter Geheimtipp. Ein paar Treppenstufen nach unten und schon bist du mitten in den Resten eines alten römischen Marktplatzes gelandet. Es wird zwar eine Führung angeboten, du kannst aber auch einfach auf eigene Faust durch die Marktgassen auf Zeitreise gehen. Die Tafeln liefern Infos zu den einzelnen Räumen und deren Funktionen.
Mit etwas Fantasie kann man sich das Markttreiben beim Durchstreifen der unterirdischen Gänge des San Lorenzo Maggiore vorstellen.
Von Banksy bis Maradona – Street-Art in der Altstadt
Wenn wir schon bei der Spaccanapoli sind: Die Straße aus römischer Zeit zieht sich einmal schnurstracks durch die Altstadt. Sie besteht aus einzelnen Abschnitten mit anderen Namen, wird aber von allen einfach insgesamt Spaccanapoli genannt. Hier gibt es Restaurants, Cafés, Souvenirgeschäfte, Kirchen, Plätze, alte Paläste, Wohnhäuser und Touristen sowie Napoletani lassen sich gleichermaßen in einem unaufhörlichen Strom durch die Stadt treiben. Dazwischen quetschen sich Autos und Roller, es ist laut und hektisch – einfach typisch Neapel.
Auf deinem Streifzug durch die Altstadt lohnt es sich, die Augen nach Street-Art aufzuhalten und dabei immer wieder mal rechts und links abzubiegen. Niemand Geringeres als Banksy hat hier mit der „Madonna with a pistol“ auf der Piazza dei Girolamini ein Kunstwerk hinterlassen, das du hinter einer Glasscheibe bewundern kannst. Ansonsten triffst du an jeder Ecke auf Porträts in allen Varianten des berühmtesten Fußballers des SSC Neapel: Diego Maradona.
Entlang der Promenade bis zum Castel dell'Ovo
Entlang der Küste von Neapel erstreckt sich die Promenade Lungomare Carracciolo. Beim Flanieren kannst du den Ausblick über das Meer und auf den Vesuv genießen. Setz dich mit einem Eis in der Hand auf die Mauer oder mach es dir in einem der Restaurants an der Promenade gemütlich. Highlight ist das Castel dell'Ovo samt des kleinen Yachthafens auf dem Inselchen Megaride, das über einen Steg zu erreichen ist.
Das Wasser in Neapel ist glasklar, auch am kleinen Yachthafen.
Die erste Siedlung auf Megaride entstand bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. Im Laufe der Zeit wurde hier ein Kastell errichtet und dieses immer wieder um- oder neu aufgebaut. Herrschaftssitz, Schatzkammer, Gefängnis – die Geschichte des Kastells ist wechselhaft und sein Name etwas skurril. Übersetzt heißt Castel dell'Ovo so viel wie Eierfestung und zwar deshalb, weil der römische Dichter und Schriftsteller Vergil im 1. Jahrhundert vor Chr. ein Ei in das Fundament des Kastells gelegt haben soll. Solange das Ei heil bleibt, muss auch die Festung und die Stadt kein Unheil fürchten.
Eine besondere Kirche – Santa Luciella
Wer will, kann in Neapel den ganzen Tag in Kirchen verbringen. Ganz zufällig bin ich über die kleine Kirche Santa Luciella in der gleichnamigen Straße gestolpert, die im 14. Jahrhundert errichtet und später von der Gilde der Pipernieri, den Steinarbeitern, übernommen wurde. Sie widmeten die Kirche der Heiligen Lucia, der Patronin des Augenlichts, die sie bei den Arbeiten mit Hammer und Meißel vor Verletzungen der Augen schützen sollte. Bei einem Erdbeben im Jahr 1980 wurde die Kirche schwer beschädigt und verfiel in den kommenden Jahrzehnten immer mehr. Seit ein paar Jahren wird Santa Luciella aus ihrem Dornröschenschlaf geholt.
Tipp
Man muss an einer Führung teilnehmen, die aber leider nur auf Italienisch angeboten wird. Sie kostet 7 Euro (Stand Mai 2024) und man bekommt einen Zettel mit englischen Infos an die Hand.
Neben dem Kirchenraum gibt es eine Krypta, die ein Kuriosum beherbergt: den sogenannten Schädel mit Ohren – auch wenn es sich eher um kurios geformte Abspaltungen des Schädels handelt. Dennoch ist der Schädel bei Gläubigen hoch im Kurs. Viele kommen, um ihre Wünsche auf kleinen Zetteln in der Krypta zu platzieren. Geht der Wunsch in Erfüllung, bringt man eine kleine Plakette als Dank an der Wand an.
Schaurig-schön – Neapel und der Vesuv
Als ich in Neapel lande, bekomme ich eine Nachricht von meiner Mutter, die mir besorgt schreibt, dass es am Vorabend ein Erdbeben in Neapel gab. Die Sorge vor einem Ausbruch des Vesuv oder der Phlegräischen Felder liegt immer über der Stadt. Man sagt, dass es genau diese ständige Bedrohung ist, die Neapel so lebendig macht. Hier wird das Leben, der sprichwörtliche Tanz auf dem Vulkan, umso leidenschaftlicher gefeiert.
Ein Besuch des Vulkans ist faszinierend, aber alles andere als ein Geheimtipp. Du kommst entweder mit dem eigenen Auto oder einem der unzähligen Touranbieter zum Vesuv. Wenn du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, kannst du mit dem Zug, der Circumvesuviana, nach Ercolano fahren und von dort mit dem Shuttle-Bus zum Eingang des Nationalparks.
Der Vesuv liegt nicht einmal zehn Kilometer von Neapel entfernt.
Tippliste
Wie viel Zeit sollte man für Neapel einplanen?
Ich empfehle dir zum Erkunden der Stadt mindestens zwei volle Tage. Willst du Pompeji besuchen oder einen Ausflug zum Vesuv einbauen, dann plane deutlich mehr Zeit ein. Idealerweise kannst du Neapel mit einem kleinen Roadtrip an die Amalfiküste oder anderen Zielen in der Umgebung verbinden.
Wann ist die beste Zeit für Neapel?
Neapel ist im Frühjahr oder Herbst am schönsten. In der Hauptsaison im Sommer wird es nicht nur voll, sondern auch sehr heiß.
Was ist das Besondere an Neapel?
Neapel ist nicht wie andere Städte in Italien. Hier geht es definitiv eine Spur intensiver zu. Darauf muss man sich einlassen können, doch dann kann Neapel einen schnell in den Bann ziehen. Die Nähe zur Amalfiküste und Kulturorten wie Pompeji und Herculaneum sorgen für ein abwechslungsreiches Urlaubsprogramm.
Das Besonderste an Neapel ist natürlich typisch italienisch die Auswahl an Speisen:
Wo ist es am schönsten in Neapel?
Einen tollen Spot zum Sonnenuntergang hast du vom Castel dell‘Ovo. Das Kloster Santa Chiara in der Altstadt ist ein toller Ort zum Durchschnaufen. Es ist berühmt für seinen wunderschönen Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert, in dessen Mitte sich ein Klostergarten mit Zitrusbäumen befindet.
Im Klostergarten von Santa Chiara fühlt sich der Trubel weit weg an.
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