Amalfi: Sehnsuchtsorte & sonnengeküsste Zitronen
Türkisblaues Meer, sonnengelbe Zitronen und Strände, die sich nur über Trampelpfade erreichen lassen: Tatiana zeigt Dir in diesem Beitrag die schönsten Orte entlang der Amalfiküste, hat die ultimativen Insidertipps für euren Urlaub und verrät, warum sie gerne acht Euro für das Signature-Obst Amalfis zahlt.
Plönk. Unaufgeregt lässt der alte Mann die riesige Zitrone auf die Metallschale der Waage fallen. Wieviel das Kilo denn kostet, frage ich. „Otto“ sagt er kurz, kein Mann vieler Worte, acht Euro. Wären wir nicht schon einige Tage entlang der Amalfiküste unterwegs, würde ich schlucken, aber ich habe mich längst an das besondere Preisgefüge gewöhnt.
Ohnehin bin ich nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Ich bin abgelenkt vom Blick auf das türkisblaue Meer, den schroffen Felsen, die sich in das Wasser hinabstürzen, dem alten Mann mit seinen sonnengeküssten Riesenzitronen, die so schön in eine Kiste am Straßenrand drapiert sind, dass ich am liebsten an Ort und Stelle in eine Frucht hineinbeißen möchte. Was soll’s, denke ich, und suche mir eine zweite Zitrone aus. Bis zurück in meine Heimat Berlin werden sie schon halten, ich will mir ein wenig Amalfiküste mit nach Hause nehmen. Überall wachsen sie hier, das Signature-Obst der Amalfiküste sozusagen, und die Souvenirgeschäfte sind voll mit dem Zitrönenlikör Limoncello, Zitronenbonbons und allerlei Zitronenkitsch.
Sattgelb und saftig: Die sonnengeküssten Zitronen der Amalfiküste.
Mehr Deko als Hilfsmittel: die Waage, in der jede Zitrone exakt fünfhundert Gramm wiegt.
Plönk. Die zweite Zitrone fällt in die Waagschale. Der alte Mann hält acht Finger hoch. „Otto?“ frage ich erst ungläubig und zahle dann doch anstandslos acht Euro für zwei Zitronen. Die Amalfiküste ist es mir wert. Wucher!, wirst du jetzt vielleicht sagen, Touristennepp! oder „darauf würde ich niemals reinfallen“. Wahrscheinlich doch, behaupte ich und zeige dir in meinem Artikel schöne Orte und Geheimtipps entlang der Amalfiküste, die einem schon mal die Sinne verklären können.
Die Farben der Amalfiküste: Das Türkisblau des Meeres, das Sonnengelb der Zitronen.
Eine der schönsten Badebuchten der Amalfiküste und nur vom Wasser aus zu erreichen: Die Treppe an der Spaggia Cavallo Morto führt leider nicht hinauf zur Straße.
Sorrent: Das Tor zur Amalfiküste
In Sorrent stärken wir uns ein letztes Mal, bevor wir zur Amalfiküste aufbrechen. Eigentlich nur als Zwischenstopp geplant, entpuppt sich Sorrent als kleine Überraschung. Kleine Boutiquen säumen die Fußgängerzone, Eisdielen übertrumpfen sich mit der Anzahl ihrer Eissorten und geschäftig wuseln Touristen und Einheimische durch die kleine Innenstadt, um die Sonnenstrahlen zu geniessen. Tipp: In der Pizzeria da Franco schmeckt die Pizza besonders gut!
Positano: Ein Fischerdorf, ein Traum
„Ich würde soooo gerne einmal nach Positano!“ sagte meine Mutter mit erwartungsvollem Blick Monate vor unserer Reise und nur deswegen sind wir eigentlich zu unserem Mutter-Tochter Roadtrip entlang der Amalfitana aufgebrochen. Positano ist der wohl bekannteste Ort der Amalfiküste, einst Fischerdorf, heute Treffpunkt der Reichen und Schönen. Und Besuchern wie uns, die fasziniert über viele Treppen und durch kleine Gassen hinunter in den Ortskern von Positano schlendern, ringsum gesäumt von steilen Felsen, die über und über mit kleinen bunten Häusern bebaut sind. Wie man hier wohl die Wocheneinkäufe nach Hause bekommt, denke ich kurz, und ob es hier nicht im Sommer viel zu voll wird mit den ganzen Touristen. Bis wir unten am Strand in einer der Bars sitzen und wir beide mit glasigen Augen auf die kleine Bucht schauen: Positano ist schon einmalig schön. Reisetraum erfüllt.
Die Kirche Santa Maria Assunta mit ihrer mit Majolika-Fliesen besetzten Kuppel ist das Zentrum Positanos.
Traumhafte Aussichten: Die Bucht von Positano.
Restaurant-Geheimtipp: Positano ist ein teures Pflaster. Gute Lokale gibt es genug, aber diese sind auch dementprechend hochpreisig. Eine angenehme Ausnahme ist das Casa e Bottega, ein Schwesterlokal des angesagten Next 2. Hier wird moderne italienische Küche in frischem Ambiente serviert. Ein Fest für das Auge zum moderaten Preis.
Casa e Bottega: mein Restaurant-Tipp für Positano.
Hunde erlaubt: Auch der Hund des Inhabers schaut gerne mal vorbei.
Amalfitana: Die Kraft der Zitronen
Untrennbar mit der Amalfiküste verbunden ist die dazugehörige Küstenstraße. Über 50 Kilometer windet sie sich an Felshängen entlang und bietet atemberaubende Aussichten. Klassischerweise startet man dabei von West nach Ost, die Küste auf der Beifahrerseite und einige Gelegenheiten, um in den kleinen Parkbuchten unterwegs kurz anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Die Amalfitana zu befahren ist nicht ohne: Durch den Höhenunterschied und die wirklich vielen engen Kurven kann sogar dem Fahrer schummrig werden. Gut allerdings, dass es an nahezu jeder Haltemöglichkeit Zitronenverkäufer gibt: Zitronenbonbons lutschen oder einmal Schnüffeln an der angeritzten Schale frischer Zitronen und der Schwindel ist im Nu verflogen.
Spektakulär: In engen Kurven windet sich die Amalfitana an den Bergen entlang.
Blendende Aussichten: Unterwegs gibt es immer wieder Möglichkeiten, um anzuhalten und den Ausblick auf sich wirken zu lassen.
Stimmungsvoll wird es auch vor der Pasticceria Pansa an der Piazza del Duomo. Bis in den späten Abend hinein hat die traditionsreiche Konditorei geöffnet und mir den Beweis geliefert, dass auch ein Stück Kuchen betrunken machen kann. Baba au rhum, ein nicht schüchtern in Rum getränkter und mit Pudding gefüllter Hefekuchen, dazu ein cremiger Cappuccino, und wir beobachten ganz italienisch das Treiben auf der kleinen Piazza.
Ein Baba, ein Promille: Die Baba au rhum in der Pasticceria Pansa haben es in sich.
Überall Zitronensouvenirs: Die ZItrone ist untrennbar mit der Amalfiküste verbunden.
Tipp: Limoncello, ein Likör aus Zitronen, und die sahnige Variante Crema di Limoncello bekommt man entlang der Amalfiküste an jeder Ecke, aber besonders empfehlenswert ist ein Besuch bei Antichi Sapori d’Amalfi. Hier gibt es nicht nur eine riesige Auswahl Limoncello in allen Größen, man kann in dem alten Familienbetrieb auch bei der Produktion vor Ort zuschauen.
Sehnsuchtsort Ravello: eine kleine Bergoase
Ravello liegt nicht direkt an der Küste, sondern etwas weiter die Berge hinauf. Und als wäre der Verkehr auf der Amalfitana nicht schon abenteuerlich genug, nach Ravello wird es noch spannender. Die Straßen kurviger und enger, wuchten sich auch hier die größten Reisebusse hoch, obwohl die gesamte Straße inklusive Gegenrichtung gerade mal unwesentlich breiter ist. Aber der Weg lohnt sich: Ravello ist wie eine kleine Bergoase, ruhig und grün.
Allein schon wegen der Aussicht lohnt ein Besuch der Villa Rufolo in Ravello.
Viele klassische Konzerte finden hier statt, darunter eines der bekanntesten Musikfestival Italiens. Dabei weiß man nicht, was vorher da war: Ravello oder die Musik. In der Villa Rufolo mit ihrer wunderbaren Aussicht läuft überall klassische Musik und sie fügt sich so nahtlos in die Umgebung ein, dass man denken könnte, sie wäre Teil des Panoramas. Kein Wunder, dass Ravello seit jeher Rückzugsort für Literaten und Kreative ist.
Gute Location für den Souvenirkauf: In Ravello gibt es jede Menge Kunsthandwerk.
Salerno: Geheimtipp hinter der Amalfiküste
Genau genommen endet die Amalfiküste kurz vor Salerno. Allerdings möchte ich dir diesen Insidertipp nicht vorenthalten! Die meisten Urlauber fahren nämlich gar nicht so weit und kehren vor Salerno wieder um. Dabei ist Salerno eine sympathische italienische Stadt mit unerwartet viel Geschichte. Zwar fehlt hier das typische Amalfiküsten-Panorama mit Klippen und Felsen, aber die von Touristenmassen (noch) unentdeckte Altstadt hat einen rauen Charme, der die perfekte Ergänzung zu den beschaulichen Orten der Amalfiküste ist. Meiner Meinung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Heerscharen von Touristen auch in Salerno einfallen - also hin, solange es noch Geheimtipp ist!
Rauh und (noch) unentdeckt: Innenhof in der Altstadt von Salerno.
Patina und viel Charme: Häuserfassaden in der Altstadt von Salerno.
Das Herz der Altstadt: Der über 1000 Jahre alte Dom von Salerno.
Kulinarische Köstlichkeiten: Gelee-Früchte in der Dolceria Pantaleone.
In Salerno entstand zu Beginn des 10. Jahrhunderts die Schule von Salerno, eine der ersten medizinischen Hochschulen Europas. Neben Forschung und Lehre wurden auch die Wirkung von Heilpflanzen untersucht, in Gärten wie dem Giardino della Minerva, der vor einigen Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auch wenn ich mich normalerweise nicht für Botanik oder Medizin begeistere: Im angeschlossenen Café bei einem hauseigenen Tee oder Cappuccino genossen wir die Stille des schönen Gartens und tankten die letzten italienischen Sonnenstrahlen vor der Heimreise.
Freie Sicht auf Salerno: Der Giardino della Minerva thront hoch über der Stadt.
Verwunschen: Im Giardino della Minerva gibt viele Ecken zum Entspannen.
Sonnenplatz: Das Café im Giardino della Minerva serviert hauseigene Kräuterteemischungen.
Insidertipps für die Amalfiküste
Anreise: Vom Flughafen Neapel ist die Amalfiküste schnell zu erreichen: In nur einer knappen Autostunde erreicht man Sorrent, von wo aus man die Fahrt entlang der Küste beginnen kann. Wer keinen Mietwagen leihen möchte, kann auch auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. Die sogenannten SITA-Busse fahren zwischen Sorrent und Salerno jeden Ort der Amalfiküste entlang, allerdings ist man damit weniger flexibel und im Sommer sind die Busse sehr überfüllt. Fahrpläne sind dann eher grobe Anhaltspunkte statt verbindlicher Zeiten.
Alternativ gibt es vor allem in der Hochsaison zahlreiche Fährverbindungen von Neapel, Capri, Sorrent und Salerno in die einzelnen Ortschaften. Damit nimmt man sich aber das unvergessliche Erlebnis, die Küstenstraße entlang zu fahren. Von Neapel aus werden auch Tagestouren zu den wichtigsten Orten der Amalfiküste angeboten, allerdings lohnt es sich wirklich, mehr als nur einen Tag für die Region zu investieren.
Unterkunft: Entlang der Amalfiküste gibt es unzählige Übernachtungsmöglichkeiten. In der Hochsaison ist rechtzeitiges Reservieren ratsam. Parkplätze sind oft Mangelware.
Wer weniger Wert auf Luxus legt und sich für ungewöhnliche Unterkünfte begeistern kann, dem lege ich meinen Geheimtipp ans Herz: Auf dem Campingplatz Santa Fortunata bei Sorrent kann man nicht nur bedenkenlos parken, für Nicht-Camper gibt es auch kleine, gut ausgestattete Bungalows mit Blick auf die Bucht von Sorrent. Im Sommer kann man unter Olivenhainen auf der eigenen Terrasse frühstücken und dann entweder im platzeigenen Pool oder am Hausstrand ein paar Bahnen ziehen. (Hinweis: Der Campingplatz ist nur während der Saison von April bis Oktober geöffnet.)
Strände & Baden: So schön das Meer an der Amalfiküste auch ist, klassische Strandparadiese sind dort weniger zu finden. Oft gibt es nur Zugänge zu kleinen Buchten an schroffen Felsen oder der Sand an den wenigen „richtigen“ Stränden ist dunkel. Der Platz ist meist begrenzt. Etwas größere und besser erreichbare Strände findet man zum Beispiel in Positano oder Maiori. Vereinzelt finden sich auch versteckte Badebuchten wie die Spaggia Cavallo Morto bei Maiori: Die romantische Bucht mit türkisblauem Wasser ist allerdings nur vom Wasser aus zu erreichen! Kleine Motorboote mit oder ohne Skipper, mit denen man diese kleinen Buchten anfahren kann, lassen sich in allen Orten der Amalfiküste, z.B. Amalfi oder Maiori mieten.
Mitbringen: Neben meinen üblichen Italien-Mitbringseln wie Olivenöl, Pasta und Parmesankäse, landeten diesmal neben den Zitronen auch jede Menge Limoncello und ein bisschen Kunsthandwerk (ich liebe diese bunten Teller!) in meinem Koffer. Also unbedingt noch im Koffer Platz lassen!
Meine beiden kostbaren Zitronen haben übrigens nur ganze zwei Tage in Berlin überlebt, bis sie dann ungenießbar waren. Ich denke, sie haben einfach die italienische Leichtigkeit und das sonnige Klima der Amalfiküste vermisst. Wäre verständlich.
Hier findest Du Tatianas Highlights entlang der Amalfiküste im Überblick:
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Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
mario viggiani
Hi,
sehr schöner Beitrag! Ich liebe Süditalien auch total – es muss nicht immer die Amalfi-Küste sein, obwohl die Ecke natürlich ein absoluter Traum ist. Matera und die Region Basilikata sind für mich echte Geheimtipps und zählen zu meinen Favoriten. Danke für die tollen Eindrücke, freue mich schon auf weitere Beiträge!
wrohrbeck1@gmail.com
Wir fahren jetzt im September 2021 nach amalfi, wir haben eine “betreute ” Reise für 8 Tage gebucht ,wir freuen uns schon drauf, da sind solche Reisebericht sehr wertvoll!!
Redaktionsteam
Servus,
das freut uns zu hören, vielen Dank! Wir wünschen Euch eine wunderbare Reise, genießt Pizza, Limoncello und die traumhafte Küste! 🙂
Alles Gute und viele Grüße
Janina von Travellers Insight
Viola
Ein echt schöner Bericht. Dort waren wir noch nicht, ist aber ein Traum von uns. Also danke für die Tipps und schönen Eindrücken. LG Viola
Redaktionsteam
Hallo liebe Viola,
vielen Dank für Dein Feedback – das wird uns und Tatiana als Autorin sehr freuen! Vielleicht kann der Traum ja mit ein bisschen Glück im Sommer wahr werden!? Wir drücken auf jeden Fall die Daumen… 🙂
Liebe Grüße
Janina von Travellers Insight